V 100.3
(JW) Im VEB Lokomotivbau Elektrotechnische Werke "Hans Beimler" Hennigsdorf wurde ausgehend von den Kundenforderungen die Variante
V 100.3 entwickelt. Eine 1977 fertiggestellte Musterlokomotive unterschied sich schon äußerlich durch das größere Führerhaus und die umlaufenden Geländer von der
V 100.2.
Um die Betriebsbereitschaft der Lokomotiven im Temperaturbereich von -30° C bis + 35° C sicherzustellen wurden:
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der Heizkessel durch eine Vorwärmanlage aus
zwei Vorwärmgeräten HETO 30 mit Hochdruckölbrennern, Umwälzpumpe und
Fremddampfwärmetauscher ersetzt, |
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pneumatisch verstellbare Jalousien über den
Austrittsöffnungen der Kühlanlage angeordnet, |
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die Verbrennungsluftansaugung des Dieselmotors
und die Ansaugung der Luftverdichter auf Innenansaugung umstellbar
gestaltet, |
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leistungsfähige, petroleumgefeuerte,
Warmluftheizgeräte für Führerstand und Maschinen-/ Geräteräume der Vorbauten
in den bisherigen Einbauräumen der Luftverdichter eingebaut, |
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eine elektrisch betriebene
Kraftstoffförderpumpe installiert, um den DK-Vorrat bei Betriebspausen
umwälzen und warm halten zu können. |
Eine V 100.3 mit der Fabriknummer 15408 in Xuanhua.
Sehr schön sind hier die Unterschiede zur V 100.1 sichtbar
(u.a. Führerstand, Scheinwerfer, Mittelpufferkupplung)
Foto: Yves Steenebruggen
Durch Einsatz eines Strömungsgetriebes GSR 30/5,7 mit der Charakteristik des Langsamganges bei Getrieben mit Stufenschaltung, bekannt aus den Serien 1 bis 3 der
V 100.1, konnte eine Zugkrafterhöhung erreicht werden. Die neue Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h genügt im Rangierdienst ohnehin. Um die hohen Zugkräfte sicher übertragen zu können wurde die Dienstmasse der
V 100.3 durch Ballasteinbauten auf 70 t erhöht, die Drehzahlverstellung wurde in den unteren Fahrstufen feinstufiger geschaltet. Der Führerstand wurde unter Ausnutzung des größeren Lichtraumprofils neu gestaltet. Die Führerpulte wechselten auf die - in Fahrtrichtung gesehen - linke Seite der Stirnwände. Da der Zugang zum Führerstand bei den
V 100.3 durch Türen in den Stirnseiten des Führerhauses erfolgt, konnte auf die Treppenschächte in Inneren verzichtet werden. Das Betätigungsrad der Handbremse fand neben Schaltschrank 2 einen neuen Platz. Erstmal bei der V 100 kamen in der Variante 3 Führer- und Zusatzbremsventile der Bauarten DAKO BS 2 und BP zum Einbau, neu war auch die Verwendung von Lichtleitkabel zur Beleuchtung der Manometer und des Anzeigegerätes für die Geschwindigkeit. Unter dem Führerstand - anstelle der Luftverdichter - wurden Luftheizgeräte zur Beheizung von Maschinen- und Geräteräumen der Vorbauten und des Führerstandes eingebaut. Die Luftverdichter fanden bei der
V 100.3 im hinteren Vorbau am Einbauort des Heizkessel der Varianten
V 100.1 und 2 Platz. Durch Einbau eines dritten Kompressors konnte die Förderleistung der Druckluftbeschaffungsanlage um ein Drittel erhöht werden. Die Ablieferung der 131 Lokomotiven der Bauart
V 100.3 begann 1977 und erfolgte in mehreren Serien bis 1983. Für die
V 100.3 wurden die Fabriknummern 15396 bis 15416, 16481 bis 16499, 17000 bis 17039, 17375 bis 17409 sowie 17884 bis 17898 vergeben.
Alle V 100 gelangten über den Seeweg via Rostock - Überseehafen in die
Volksrepublik China. Dort kamen die Lokomotiven auf Industriebahnen in Anshan, Fushun und Guangzhou zum Einsatz. Eine
V 100.3 wurde 1977 auf dem Versuchsring des Eisenbahnministeriums der
Volksrepublik China zu Messfahrten herangezogen. Diese Messungen dienten dem Vergleich der Lokomotive mit der ähnlich konzipierten Baureihe LDH 125 aus der Lokomotivfabrik " 23. August " Bukarest, welcher die Chinesische Eisenbahn den Vorzug gab. Trotzdem setzte die Staatsbahn vier
V 100.3 bis 1980 vom Betriebswerk Jilin aus im Rangierdienst ein. Mit Einführung der V 100 wurde an einem nicht näher bekannten Ort in Nordchina ein Instandhaltungswerk für die importierten Lokomotiven eingerichtet. Hierbei unterstützten Fachleute der Deutschen Reichsbahn und des Herstellerwerkes die chinesischen Eisenbahner. Reisende Eisenbahnfreunde konnten auch 2002 Hennigsdorfer
V 100.3 im Einsatz auf Industriebahnen in
China beobachten.
Technische Daten
Anzahl gebauter Loks |
131 |
Achsanordnung |
B'B' |
Spurweite |
1435 mm |
Länge über MiPuKu |
13945 mm |
Breite |
3140 mm |
Drehzapfenabstand |
7000 mm |
Gesamtachsstand |
9300 mm |
Höchstgeschwindigkeit |
65 km/h |
Max. Zugkraft |
225 kN |
Dauerzugkraft |
145 kN |
Motorbauart |
12 KVD 21
A-3 |
Motorleistung |
736 kW |
Getriebebauart |
GSR 30/5.7 |
Getriebeleistung |
736 kW |
Dienstmasse |
70 t |
Batterie |
110 V / 260 Ah |
Zugheizung |
nein |
Vielfachsteuerung |
ja |
Sifa |
nein |
Lieferliste V100.3