Umbauvarianten
(FW) Beim Umbau in eine Lok der Reihe
112 wurde nicht nur ein neuer Motor mit einer Leistung
von 1200 PS eingebaut, sondern es mussten auch eine Reihe
anderer Aggregate ersetzt oder angepasst werden. Zum
Beispiel benötigten die Loks ein neues
Strömungsgetriebe, um die vom Motor erbrachte Leistung
auch umsetzen zu können. Neu eingebaut wurde beim Motor
12KVD21 AL-4 auch ein Ladeluftkühler. Der alte 110er
Motor 12KVD21 A-3 kommt ohne ihn aus. Im Herbst 1984
scheint es im Raw Stendal an eben diesen Ladeluftkühlern
gefehlt zu haben, denn das Raw lieferte mindestens 5
Lokomotiven mit eingebauten 1200 PS-Motoren aus, die
keine Ladeluftkühler hatten.
110 310-0 am 08.05.1985 in Saalfeld
Foto:
Frank Weimer
Die bekannten Lok
110 264-9,
110
302-7 ,
110
310-0, 110 333-2
und 110 467-8 konnten
daher weiterhin nur im Leistungsbereich der 1000
PS-Maschinen eingesetzt werden und wurden daher nicht in
die Baureihe 112 umgezeichnet. Das Besondere daran ist
nun, dass die Lokomotiven ohne Lokschilder ausgeliefert
wurden, da diese wahrscheinlich bereits geändert waren.
Für Reichsbahnloks völlig untypisch, erhielten die Loks
mit weißer Farbe aufgemalte Loknummern. Das Intermezzo,
dauerte nicht lange. Einige Loks wurden noch im Juni 1985
als 110er gesehen, spätestens im Oktober ´85 wurde
110
310-0 der fehlende
Ladeluftkühler dann eingebaut. Bei
110 333-2 fehlen
Sichtungsmeldungen. Im Juni 1988 wurde dann auch sie als
112er gesehen.
110 333-2 am 02.06.1985 in Rostock
Foto:
Wolfram Wätzold
Etwas anders
gelagert war die Angelegenheit im Sommer 1990. Jetzt fehlten in
Stendal offenbar die entsprechenden 883 kW / 1200 PS
Strömungsgetriebe. Um die Loks nicht allzu lange dem Betrieb zu
entziehen baute man 736 kW / 1000 PS Getriebe der BR 110 ein.
Obwohl die Maschinen nunmehr nur im Leistungsbereich der BR 110
(ab 01.92 BR 201) eingesetzt werden konnten, behielten sie
die Baureihenbezeichnung 112 (ab 01.92 BR 202). Im
Betriebsbuch nachgewiesen ist dieses Verfahren bei der Eisenacher
112 531-9 (Stl V6a
22.06.90) und der Meininger
112 685-3 (Stl V6 03.07.90). Probleme gab es dabei mit der
112 531-9. Hier wurde der Einbau des
leistungsgeminderten Getriebes zwar im Betriebsbuch nachgewiesen,
es wurde aber versäumt das Bw Eisenach gesondert darauf
hinzuweisen. Dies hatte zur Folge, dass man die Lok weiterhin in
112er Plänen einsetzte und sich wunderte, dass die Lok aufgrund
zu geringer Leistungsabgabe Zuglaufstörungen durch
Fahrzeitüberschreitungen verursachte. Man schickte die Lok zur
Garantie zurück nach Stendal, wo man natürlich keinen Fehler
feststellen konnte. Beide Lok behielten bis zur nächsten HU (202 531-0: V3 /09.08.94;
202 685-4: V2 /27.07.94) die Getriebe und wurden
erst dann wieder zur Vollwertigen 202.
Eine weitere
Kuriosität stellt die
112 603-6 dar. Sie bekam am 10.10.84 im Rahmen einer V7 im
Raw Stendal einen Dieselmotor mir nur 810 kW (etwa 1100 PS)
eingebaut, jedoch ein 900 kW Strömungsgetriebe. So fuhr sie bis
zum Dezember 1990, dann erfolgte der Einbau eines auf 900 kW
reduzierten Dieselmotors 12KVD21 AL-5.
In allen 3 Fällen
sind weitere betroffene Lokomotiven nicht auszuschließen.
Unklare Sichtungen als 110 / 112 gibt es beispielsweise bei den
Ordnungsnummern
110 458-7,
110 486-8,
110 588-1 und
110 754-9.