Hybridlok
2002 übernahm Alstom von der Deutschen
Bahn AG das Werk Stendal und modernisiert dort
seitdem Lokomotiven der Baureihe V 100 aus
Ost
und West. Der Bedeutung des Gebrauchtlok-Marktes ist
allerdings zurückgegangen, die Leistungsklasse einer
V100 ist für viele Bespannungsaufgaben nicht ausreichend,
Doppeltraktionen hingegen teuer. Mit einem
Hybrid-Versuchsträger auf Basis der früheren
202 490-9 will
die Alstom Lokomotiven Service Stendal GmbH neue Einsatzbereiche
erschließen. Im Arbeitszug-, insbesondere
aber im Rangierdienst von Anschlussbahnen beträgt die
durchschnittliche Einsatzdauer von Lokomotiven selten
mehr als 15%, in der übrigen Zeit stehen die Fahrzeuge
meist betätigungslos herum. Die Überbrückung dieser
Stillstandszeiten bei laufendem Motor verbraucht teuren
Kraftstoff, wiederholte Anlassvorgänge, verbunden mit
einer kurzen Betriebsdauer, in der die Motoren kaum richtig
warmlaufen, können sich nachteilig auf die Lebensdauer
der Motoren auswirken. Gerade im unteren
Geschwindigkeitsbereich beim Anfahren weist die elektrische
Traktion ein deutliches günstigeres Leistungsvermögen
auf. Diese Überlegungen gipfelten in der Reanimierung
früherer Ideen eines Verschubfahrzeuges mit Akkumulatoren.
Moderne Batteriesysteme sind wartungsarm,
leistungsfähig und können viele tausendmal wiederaufgeladen
werden. Das Umbaufahrzeug mit der neuen
Bezeichnung 203 701-8 erhielt unter dem Führerhaus zwei
Drehstrom-Asynchronmotoren mit einer Leistung von
jeweils 213 kW, die über einen neuen Getriebesatz auf
die vorhandenen Wendegetriebe wirken. Das Strömungsgetriebe
und der bisherige Motor entfiel. In beiden Vorbauten
wurden Batterie-Racks untergebracht. Außerdem
erhielt die Lok ein Diesel-Generator-Set von 200 kW, mit
dem die Akkus im Fahrbetrieb permanent geladen werden
können und welches zusätzlich Kraft bei Lastspitzen
erzeugen könnte. Bei niedrigem Ladezustand der Batterie
schaltet sich dieser Generator mit seinem Deutz-Motor
automatisch ein, um die Akkus wieder aufzuladen. Eine
Fremdladung ist optional möglich, beim Baumuster allerdings
nicht realisiert. Durch den Einbau von Ballastgewichten
wurde die bisherige Masse beibehalten, die
Höchstgeschwindigkeit sinkt auf 60 km/h. Vom Umbau
verspricht sich Alstom im spezifierten Einsatzbereich eine
Kraftstoffeinsparung von 40% und eine Reduzierung der
Geräuschentwicklung um 2/3. Bei Alstom geht man angesichts
des Einsatzgebietes und unter Berücksichtigung
einer eher geringen Entladungstiefe der Batterien davon
aus, dass die Batteriesätze mindestens acht Jahre halten.
Ob dieses Konzept gerade angesichts eines Kaufpreises
deutlich über einer Millionen Euro pro Lok von Kunden
akzeptiert wird, ist abzuwarten.
Lokliste: