(FW) Im Frühjahr 1978 erhielt die DR mit 110 896-8 ihre zunächst letzte V 100. Der Traktionswechsel im Leistungsbereich unserer Baureihe war im wesentlichen abgeschlossen. Das LEW baute aber weiterhin die 1000 PS Maschinen in der Version V 100.3 für den Export nach China. Erst 1982 war damit Schluss. In der Zwischenzeit zeichnete sich aber Bedarf an weiteren V 100 bei der DR, speziell für den schweren Rangierdienst, und im Bereich der Industrie ab. Vom LEW Hennigsdorf wurde daraufhin die Bauart V 100.3 zur V 100.4 weiterentwickelt, welche über eine höhere Zugkraft verfügte, aber nur eine Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h besaß. Die Dampfheizung wurde durch ein Ballastgewicht ersetzt und die Dienstmasse insgesamt auf 70 t erhöht. Entsprechend ihrem vorgesehenem Verwendungszweck erhielt die V 100.4 die bekannte orange Lackierung für Rangierloks und spezielle Geländer zum Schutz des Rangierpersonals. Es wurde zunächst ein Baulos aus 28 Lokomotiven aufgelegt, welches im Frühjahr 1981 zur Auslieferung kam. Die ersten 15 Loks gingen an insgesamt 7 Betriebe mit ausgedehnten Werkbahnanlagen (PCK , Leuna , BKW Deuben, BKW Cottbus, BKW Welzow, EKO sowie an die Maxhütte). Die DDR-Industrie konnte damit erstmals 1000 PS Loks einsetzen (sieht man vom 1969 gescheiterten Experiment mit 2 V 100 beim VEB Kali- und Steinsalzbetrieb Saale, Werk Bernburg einmal ab, vgl. hierzu „Phantomloks“ ). Es verwundert schon, dass V 100-Werkloks erst so spät wieder auf der Tagungsordnung standen. Dampflokomotiven gab es im Werkbahnbereich längst nicht mehr, die V 60 war allgegenwärtig. Einzelne Betriebe besaßen sogar V 180 und V 200. Es ist kaum zu glauben, dass für den mittleren Leistungsbereich vorher kein Bedarf vorhanden gewesen sein soll. 3 weitere Loks wurden in die CSSR für dortige Werkbahnen geliefert.

111 002-2 und 111 003-0 in Doppeltraktion vor einem
schweren Güterzug im Juni 1986 in Neustadt (Dosse)
Foto: Christian Dreher

10 Loks bekam schließlich die DR, die sie als Baureihe 111 einordnete und den Bw Neuruppin (111 001-4 bis 111 005-5) und Wittenberge (111 006-3 bis 111 010-5) zuteilte. Interessanterweise wurden sie zunächst nicht im schweren Rangierdienst eingesetzt, sondern vorzugsweise in Doppeltraktion vor Güterzüge gespannt, die über die Nebenfernstrecken der DR geleitet wurden. Auch die Bespannung der Chlorgas-Ganzzüge (siehe Kuhlmann: „Brisante Zugfahrten“, GVE 1999) gehörte zu ihren Aufgaben.

1982 baute das LEW weitere 15 Stück. Die DR erhielt im Februar / März die ersten 10 und ordnete sie als 111 011-3 bis 111 020-4 ein. Davon gingen 6 an das Bw Rostock-Seehafen, 4 wiederum an das Bw Wittenberge. Damit wurden nunmehr 111 auch im vorgesehenen schweren Rangierdienst eingesetzt. Die anderen 5 Lok des Jahres 1982 gingen an die Maxhütte, PCK, Leuna, EKO und das BKK Röblingen. Die 3.Bauserie der Bauart 111 wurde im Frühjahr und Sommer 1983 ausgeliefert. 17 Loks gingen an die DR (111 021-2 bis 111 037-8), dass diesmal sie alle der Rbd Halle zuteilte. Davon erhielten die Bw Leipzig Süd, Falkenberg und Altenburg. Von 111 028-7 ist das 1. Bw nicht sicher bekannt. Wahrscheinlich war es Röblingen. Alle diese Bw setzten die 111er ebenfalls vorrangig als Rangierloks ein. Die restlichen 7 Lok (1 Lok ging wie erwähnt in die CSSR) bekam das BKW Kittlitz, EKO , BKW Knappenrode und Kaliwerk Merkers, welches erstmals V 100 erhielt. Anschließend wurden noch 9 GRE-Loks als Baureihe 110.9 gebaut, dann war die Produktion der V 100 endgültig abgeschlossen.

Ab 1992 sah der Umzeichungsplan die neue Baureihe 293 vor. Allerdings erhielten nur 13 Loks diese neue Baureihennummer, die anderen wurden direkt von 111 in 298 umgebaut.

Anzahl gebauter Loks	68
Achsanordnung	B'B'
Spurweite	1435 mm
Länge über Puffer	14240 mm
Breite	3140 mm
Drehzapfenabstand	7000 mm
Gesamtachsstand	9300 mm
Höchstgeschwindigkeit	65 km/h
Max. Zugkraft	207 kN
Dauerzugkraft	142 kN
Motorbauart	12 KVD 21 A-3
Motorleistung	736 kW
Getriebebauart	GSR 30/5.7
Getriebeleistung	736 kW
Dienstmasse	64 t
Batterie	110 V / 260 Ah
Zugheizung	nein
Vielfachsteuerung	ja