Unbekannte Lok 110 960-2
(FW) Über
110 960-2 weiß man nur wenig. Gleichwohl dürfte
es sich um eine der interessantesten Loks der Bauart V 100 handeln.
Ihr Betriebsbuch ist leider nicht bekannt, so dass etliche Fragen
vorläufig unbeantwortet bleiben müssen.
Bei dieser Lok
handelt es sich wahrscheinlich um den Prototyp der
Bahndienstlokomotiven mit einem speziellen Nebenabtrieb für eine
Grabenräumeinheit (GRE) bzw.
Hochleistungsschneefräse
(HSF), die DR und CSD dann gemeinsam mit 17 weiteren
Exemplaren in den Jahren 1981 bis 1983 beschafften. Sie wurde
1976 mit der Fabriknummer 15395 gebaut und wurde wahrscheinlich kurzfristig
aus einem Baulos für die DR zu bauender normaler V 100
abgezweigt (vgl. Phantomloks).
Ein User
dieser Homepage konnten jetzt erste sachdienliche Hinweise geben.
Demnach war die offensichtlich zunächst nur intern als
110 980-0 bezeichnete Lok nach der
Indienststellung beim Bw Güsten zu Hause und diente als
Erprobungsträger der beim FEW Blankenburg/Harz entwickelten
GRE.
Die Lok besaß wohl noch einen Heizkessel, was die These stärken
würde, dass die Lok aus der laufenden Bauserie entnommen wurde.
Bei ihrer ersten Hauptuntersuchung im Raw Stendal im Februar 1983
wurden dann Lokschilder angebaut, mithin wurde die Lok dann auch
offiziell als
110 980-0 bezeichnet, wie sie dann auch im Diesellok-Archiv (Transpress
1986) erwähnt wird.
Diese Lok taucht im LokMagazin 2/99
als Mietlok auf. Als Eigentümer wird die Reichsbahnbaudirektion
(Rbbd) genannt, die die Lok dann an die DR (!, also den
Betriebsdienst?) 02.83 vermietet hat. Ein neu eingegangener
Hinweis ordnet unsere Maschine bereits für das Jahr 1985 dem Obw
Guben und der dazugehörigen
GRE 21 zu (allerdings bereits als
110 960-2). Das widerspricht sich mit der Angabe,
dass sie erst im Jahr 1988 endgültig von der DR übernommen und
in
110 960-2 umgezeichnet worden
sein soll.
In welchen konkreten
Eigentumsverhältnissen sich die Lok also im Laufe der Zeit
befand, ist noch nicht geklärt. Vorstellbar wäre, dass die Lok
auch von der Rbbd nur angemietet wurde (also LEW weiterhin Eigentümer
war ?) und 1988 dann wegen den in LokMagazin 2/99 genannten
Nummerierungsgrundsätzen umgenummert wurde.
In der
Fachliteratur der DDR findet man Fotos einer
GRE-Lok im Einsatz.
Dabei handelt es sich durchweg um eine Lokomotive mit herkömmlicher
Farbgebung, also bordeauxrot mit weißem Streifen. Ein Loknummer
ist auf den Bildern aber nicht zu erkennen. Das erst bekannte
Bild, dass der
110 960-2
direkt zugeordnet werden kann, weil sie ein Lokschild trägt,
stammt aus dem Herbst 1989. Damit dürfte also sicher gelten,
dass die Lok immer die klassische V 100-Lackierung getragen hat,
also nicht wie die anderen
V 100.4 orange lackiert war.
Ein
Umzeichnung in
710 960-6
ist ebenfalls durch einen Bildnachweis gesichert.
Wie alle
GRE-Lokomotiven
war unsere Lok einem Oberbauwerk zugewiesen. Zählte also nicht
zum Betriebsbestand eines Bw, und taucht deshalb in keiner
Bestandsstatistik auf. Erst im Stationierungsverzeichnis vom 31.03.94
(EK-Special 33) sind die 710er mit aufgeführt, wobei
710 960-6 fehlt. Erst ein Jahr später, mit Datum
31.03.95, ist sie mit dabei.
710 960-6 wird hier dem Bw Cottbus zugeordnet. Ob diese
Zuteilung bei der DB AG ab 1994 wirklich erfolgte ist nicht
bekannt.
Fest steht,
dass die alle 710er Ende 1994 an die
Deutsche Gleis- und
Tiefbau GmbH (DGT) verkauft wurden, aber erst 1997 aus dem
DB-Bestand gestrichen wurden. Unsere
710 960-6 wurde 1998 an die
Hörseltalbahn GmbH
(HTB)
weiterverkauft, welche sie bis 1999 bei der TWE in Lengerich-Hohne grundlegend
modernisieren ließ. Bis auf den Rahmen und die Drehgestelle
erfolgte dabei ein Neuaufbau. Technisch entspricht sie jetzt der
DB-Baureihe 298, erhielt also auch Indusi und Funkfernsteuerung
eingebaut. Zunächst blau-rot lackiert, erhielt sie im Frühjahr
2002 anlässlich einer Unfallinstandsetzung einen gelb-blauen
Anstrich.